Phrygische Mütze
[ Römisch-Germanisches Museum Mainz ]
Die Nord-Ost-Fassade des Römisch-Germanischen Zentralmuseums und Leibniz-Forschungsinstitut für Archäologie bespielen wir mit einer großflächigen römischen Mithras-Darstellung. Der Mithraskult war ein seit dem 1. Jahrhundert n. Chr. im ganzen Römischen Reich verbreiteter Mysterienkult, in dessen Zentrum die Gestalt des Mithras stand. Im Kult des Mithras war die phrygische Mütze die Kopfbedeckung des verehrten Gottes. Die phrygische Mütze war ursprünglich ein gegerbter Stier-Hodensack samt der umliegenden Fellpartie. Nach ihrer Vorstellung sollte ein solches Kleidungsstück die besonderen Fähigkeiten des Tieres auf seinen Träger übertragen. Ihren Ursprung hat diese Kopfbedeckung im iranisch-persischen Raum, wurde von den Römern übernommen und spielte fortan in fast jeder Kulturepoche eine wichtige Rolle. Große Bedeutung kam dieser Mütze in der Zeit der Französischen Revolution zu und wurde zum Symbol der Jakobiner und deren Freiheitsbestrebungen (Bonnet rouge). Auf dem berühmten Gemälde von Delacroix wurde Marianne, die Freiheitsikone, mit einer ebensolchen Mütze dargestellt. Die Mainzer Republik verwendete die Mütze in ihrem Siegel und als Krönung der Freiheitsbäume. Im Siegel der USA und in vielen Flaggen ist sie ebenso abgebildet. Sie diente als Vorbild für die Narrenkappen und in leichter Abwandlung auch als Schlafmütze des deutschen Michels, welcher die Freiheitsrufe Europas schlichtweg verschlafen hatte. Die Zipfelmützen der Gartenzwerge, des Weihnachtsmannes und nicht zuletzt die der Mainzelmännchen sind ikonografische Anleihen der phrygischen Mütze.
Mithra wurde häufig beim Töten eines Stieres dargestellt (Tauroktonie). Auf einigen bekannten dieser bekannten Steinreliefs ist auch ein Sternzeichen-Kreis herausgearbeitet.
Das Marmorrelief von Walbrook welches wir als Vorlage für den Erstentwurf der Installation verwenden und auch auf Wunsch durch eine andere Mithrasdarstellung ersetzen könnten, zeigt außerdem die fackeltragenden Himmelszwillinge Licht und Dunkelheit, Cautes und Cautopates , Sol-Helios in seiner Biga, Luna in ihrem Streitwagen und die Köpfe der beiden Windgötter Boreas und Zephyros.
Ein Skorpion, ein Hund und eine Schlange runden dies bedeutungschwangere Komposition ab. Letztere könnten als einzelne Applikationen evtl auf der Süd-Ostfassade für Akzentuierungen sorgen, jedoch bilden Schriftzug und Fassadenöffnungen bereits eine ästhetisch stimmige Einheit.
Mainz 2021
Messing, Metallpixel pulverbeschichtet
13 x 12 m