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'Paul im Klee'

[Engel der Zukunft]

Paul Klees „Angelus Novus“, und das wunderbare Gedicht „Engel der Geschichte“ von Walter Benjamin dienten als Ausgangspunkt für unsere Arbeit. Walter Benjamins düsteren Endzeitgedanken stellen wir einen kleinen frechen Engel entgegen welcher hoffnungsfroh nach vorne durch eine Blumenwiese wandern. Kein Trümmerhaufen und kein Sturm sondern eine sanfte Brise soll die unbeschriebenen Blätter in eine verheißungsvolle Zukunft wehen.

„Es gibt ein Bild von Klee, das Angelus Novus heißt. Ein Engel ist darauf dargestellt, der aussieht, als wäre er im Begriff, sich von etwas zu entfernen, worauf er starrt. Seine Augen sind aufgerissen, sein Mund steht offen und seine Flügel sind ausgespannt. Der Engel der Geschichte muß so aussehen. Er hat das Antlitz der Vergangenheit zugewendet. Wo eine Kette von Begebenheiten vor uns erscheint, da sieht er eine einzige Katastrophe, die unablässig Trümmer auf Trümmer häuft und sie ihm vor die Füße schleudert. Er möchte wohl verweilen, die Toten wecken und das Zerschlagene zusammenfügen. Aber ein Sturm weht vom Paradiese her, der sich in seinen Flügeln verfangen hat und so stark ist, daß der Engel sie nicht mehr schließen kann. Dieser Sturm treibt ihn unaufhaltsam in die Zukunft, der er den Rücken kehrt, während der Trümmerhaufen vor ihm zum Himmel wächst. Das, was wir den Fortschritt nennen, ist dieser Sturm.“

– Walter Benjamin: Über den Begriff der Geschichte (1940), These IX

 

Die nordseitige Fassade der Kita bespielen wir mit einer großformatigen Metallinstallation. Gebogene Metallstäbe zeigen die kindliche Darstellung mit gekonnter Strichführung. Dieses geschwungene Metallobjekt wird mit genügend Abstand an die vorgesehenen Befestigungspunkte geschraubt, sodass an der Mauer des Gebäudes ein Schattenspiel vollführt wird, welches Form und Größe je nach Tageszeit und Sonneneinstrahlung ändert. Die Blütenblätter der Blumen werden mit farbigem Acrylglas ausgeführt und tanzen ebenfalls im Lauf der Sonne. Die abgebildeten Wiesenblumen finden sich in unmittelbarer Umgebung in der Natur als reales Vorbild wieder. Kornblume, Malve, Butteblume und Klee, eine Blume für jede Kindergruppe.

Paul Klee, welcher der Namensgeber der an dem Kitagebäude angrenzenden Straße ist, malte in den Jahren zwischen 1938 bis 1940 gut 80 Engeldarstellungen. Mensch, Himmelsbote, Teufelchen, es sind geflügelte Mischwesen fern jeder Perfektion. Mal traurig, mal lustig, mal hässlich mal schön, sie zeugen von Ängsten und Witz gleichermaßen. Es sind Vorboten einer komplizierten Zeit und kennen weder Gut noch Böse und relativieren somit sämtliche moralischen Wertvorstellungen.

In Zusammenarbeit mit Fauri Mauro & C. sas/KG

Kita Wörth

2022

14 x 2,88m Eisenkonstruktion lackiert / VSG bunt

1. Preis Kunst am Bau-Wettbewerb

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