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VERGESSENE FRAUEN VON AICHACH

Das Mahnmal erinnert an die Frauen, die in der Strafanstalt Aichach und im Aichacher Krankenhaus Opfer nationalsozialistischen Unrechts wurden. Hunderte wurden ins Vernichtungslager Auschwitz deportiert und dort ermordet. Ihre Schicksale sollen nicht vergessen sein.

Das Mahnmal besteht aus zwei Erinnerungsstelen – ein Marmorblock und ein Graphitblock stehen sich gegenüber, nur ein Spalt trennt sie. Bewusst wurden die zwei Stelen eng hintereinander gereiht und verdecken sich so abwechselnd. Eine zentrale Textbotschaft befindet sich im spannungsgeladenen Zwischenraum der mächtigen Steine. Stellvertretend für das Leid der hunderten Opfer wurde ein Brief von Vera Michelin-Salomon tief in den Stein gemeißelt – einer italienischen Partisanin und ehemaligen Gefangenen des Zuchthauses Aichach. Um diese Botschaft lesen zu können, müssen die Menschen den Ort der Erinnerung betreten und genau hinsehen.

Die Außenseiten der schweren archaischen Steinblöcke zieren fragile Muster, sie erinnern an steinzeitliche Frauen-Menhire. Diese feinteiligen, labyrinthartigen Gravuren bestehen aus QR-Codes. So gelangt man auf die eigens für diesen Gedenkort geschaffene Webseite www.vergessenefrauenvonaichach.com, welche mit dem Zutun von Interessierten und Historiker*innen zu einem Wissensspeicher heranwachsen soll. Diese Sammlung aus historischen Dokumenten, Fotos und privaten Recherchen wird hier archiviert, und zukünftigen Generationen zugänglich gemacht. Die Menschen können so dazu beitragen, diesen vergessenen Frauen eine Stimme zu geben.

Einen zusätzlich performativen Ansatz erlangt das Mahnmal durch die Berührung der fein glänzenden Oberfläche des schwarzen Graphits. Die dunklen Pigmente füllen die Poren der Haut, die Berührungen werden so dokumentiert und im Stadtraum verteilt – als Zeichen, dass man hier war, dass man gesehen hat. So werden die Besucher*innen ein Teil des Kunstwerkes. Die Graphit-Stele wird sich durch die ständigen Berührungen im Laufe der Zeit auflösen und der große Marmorblock wird nach Jahrhunderten alleine zurückbleiben und die Textbotschaft in die Welt tragen.

„Viele Grausamkeiten haben die Barbaren bis zu ihrem Ende begangen, die Summe des von ihnen verschuldeten menschlichen Leids ist bespiellos und durch nichts gutzumachen, aber nun ist ihre Herrschaft zu Ende und die Welt muss daran arbeiten, sich eine bessere Zukunft zu schaffen."

„Molte atrocità sono state consumate dai barbari prima di morire, il conto delle sofferenze umane a loro carico è inaudito e insaldabile, ma ora hanno finito il loro dominio e il mondo deve lavorare per crearsi un avvenire migliore."

Vera Michelin-Salomon

Italienische Widerstandskämpferin. Sie wurde mit 21 Jahren in der Strafanstalt Aichach inhaftiert, hat das Nazi-Regime überlebt und hat sich bis zu ihrem 96. Lebensjahr unermüdlich für Friede und Völkerverständigung eingesetzt.

Der Erinnerungsort befindet sich vor dem Stadtarchiv (Schulstraße 2, Aichach). Das Gebäude war damals das Krankenhaus, in dem die meisten der Zwangsterilisationen an Aichacher Gefangenen vorgenommen wurden. Gegenüber dem Mahnmal liegt der Alte Friedhof, einige dieser Frauen sind dort beerdigt.

Aichach, 2023

1. Preis offener Kunstwettbewerb (EU)

Marmor: 190 x 90 x 30 cm

Graphit: 190 x 90 x 20 cm

In Zusammenarbeit mit SGL Carbon und Marmor Michl, dem Frauenforum Aichach-Friedberg, der Stadt Aichach und ANED Associazione Nazionale Ex Deportati nei Campi Nazisti

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