Wintergarten vs. Bauerngarten
[Garten der Vielfalt / Bundeskanzleramt ]
„Die Idee den Gartens als Kunstwerk zu sehen, ist eine zutiefst westliche Idee, die mit der Renaissance und dem Barock entstand. Garten-Geschichte zwingt dem Verständnis anderer kultureller Traditionen einen westlichen Rahmen auf. Sie ist zudem vor allem mit den Gärten der herrschenden Klasse verbunden, die der Repräsentation dienten.“
Michel Conan
In einem der neun neu errichteten repräsentativen Wintergärten soll durch eine Intervention die Gartenkultur künstlerisch hinterfragt werden und neue Denkräume kultiviert werden. Ein Mosaikgemälde aus kleinen, farbigen Glassteinchen wird den Boden eines nordseitig gelegenen Wintergartens zieren und die Pflanzen in den Mittelpunkt stellen, obwohl sie aus diesem umschlossenen Raum verbannt werden. Es geht nicht um ein reines Abbild der Natur, sondern um unser Verhältnis zur Natur. Das Bundeskanzleramt ist ein Herrschaftsgebäude und durchaus vergleichbar mit den Repräsentationsbauten aus der Vergangenheit. Die historischen Schlösser und Paläste und deren Wintergärten waren damals Ausdruck von Macht und Reichtum. Als Ausgangspunkt dieser Kunstinstallation dient das inszenierte Phantom des ‚deutschen Bauerngartens‘. Dieser Gartentypus soll dekonstruiert werden, um dann nach historischen Vorbildern der barocken Gartenkunst neu zusammengesetzt wieder aufzuerstehen. Eine enorme Vielfalt an vermeintlich heimischen und explizit exotischen Pflanzen verwachsen hier zu einer friedlichen Koexistenz. Das Mosaik soll auf die Ursprünge der Pflanzen und ihrer jeweiligen Herkunft hinweisen. Nahezu kein Gemüse, kein Kraut und keine Blume, welche wir in unseren heimischen Bauerngärten finden, hat ihren Ursprung in Deutschland und seit jeher herrschte eine geografische Vielfalt in den Gärten der Menschen. Die Idee des Wintergartens geht auf die Antike zurück. In dieser Epoche wurden erste Gebäude für das Kultivieren von exotischen Pflanzen und Früchten aus den Kolonialgebieten errichtet. Die Geschichte des Wintergartens ist eng mit dem europäischen Kolonialismus verbunden.
„Ein Garten ist ein abgegrenztes Stück Land, in dem Pflanzen vom Menschen in Kultur genommen und somit gepflegt und kultiviert werden.“
Mit dieser Installation werden zwei unterschiedliche Gedankenexperimente miteinander verknüpft: Das erdachte Ideal eines Bauerngartens wird dekonstruiert und in einem herrschaftlichen Wintergartenkomplex neu erschaffen.
In Zusammenarbeit mit Gustav Treeck Werkstätten für Mosaik und Glasmalerei GmbH
Berlin Bundeskanzleramt "Wintergärten"
3. Platz weltweiter Wettbewerb
2022
Bodenmosaik Glas/Stein 12m x 10m
Wettbewerbsart: EUweiter Wettbewerb, Einladung in letzte Phase
Berlin, Bundeskanzleramt Wintergärten
2022
Mosaik, 53m²
Budget gesamt: 1.3 Mio.